Von 4. bis 6. Juli 2002 fand zum mittlerweile sechsten Mal die antirassistische Fußball-WM „Mondiali Antirazzisti“, ein internationales Kleinfeld-Fußballturnier für Solidarität und gegen Rassismus, im italienischen Montecchio Emilia, am Rande der Po-Ebene zwischen Parma und Bologna gelegen, statt. Ziel der „Mondiali“ ist es, Fans und Hobbykicker aus allen Teilen der Welt zusammen zu bringen, damit sich diese kennenlernen, Kontakte knüpfen, gemeinsam Fußball spielen, feiern und eine gute Zeit haben.
DoppelPass war zum ersten Mal mit einer eigenen Mannschaft vertreten. Zwar hatten wir eigentlich nicht genug Spieler für eine eigene Mannschaft, aber mit freundlicher Unterstützung einiger „Söldner“ aus Berlin und Göttingen ging es dann doch.
On the Road
Die Anfahrt gestaltete sich extrem entspannt. Kein Stress mit Grenzbeamten (obwohl die italienischen Grenz-Cops beim Anblick von Ivos kroatischem Pass kurz darüber nachdachten – die Rassisten!), keine Autopanne, kein allzu großer Stau, kein Feuer im Gotthard-Tunnel. Alles easy, bis auf die Strecke zwischen Mailand und Reggio Emilia. 200 Kilometer ohne eine Kurve, und das bei Tempo 100, weil der gute alte VW-Bus nicht mehr hergab. Oh Mann. Aber irgendwann war auch das überstanden und wir fanden sogar den Weg nach Montecchio ohne uns zu verfahren, passierten dabei sogar noch die regionale „Miss Italy“-Vorausscheidung, die praktischerweise bei einem Einkaufszentrum direkt neben einem Kreisverkehr stattfand, was uns natürlich zu einer Mehrfachumrundung desselben animierte und landeten letzten Endes wohlbehalten beim „Parco Enza“, wo der Campingplatz lag.
Extreme Camping und Check-In
Es war nicht zu fassen, aber die Organisatoren hatten dieses Jahr tatsächlich noch mehr Mannschaften zugelassen als die letzten Jahre, nämlich 120. Was natürlich hieß, dass auch auf dem Campingplatz noch weniger Platz war als die Jahre davor schon. Wir hatten gerade noch Glück einen Platz für unseren Bus zu finden und unser extrem dekadentes Equipment platzieren zu können, Pavillon, Kühlschrank, Klappstühle... alles dabei. Ein Lob an dieser Stelle an die DoppelPass-Camping-Sektion Mannheim. Respekt! Danach hieß es erst mal Rumchecken: Anmelden, Gelände ankucken, Gastspieler klarmachen, Freunde und Bekannte begrüßen etc. Und dann ab in die Koje, man wollte ja fit sein beim Eröffnungsspiel.
Der 1. Spieltag, der 1. Sieg und...
...los ging's. In gerade von unseren Jungs in Japan und Südkorea erlernter Manier zockten wir die „Allentati Fasano“ ab. 1:0 natürlich. Frühes Tor gemacht und dann mit einer überzeugenden Defensivleistung den Vorsprung verteidigt. Guter Torwart natürlich, gute Abwehr und sogar die Stürmer haben mit nach hinten gearbeitet. Leider wurden einige Konterchancen leichtfertig vergeben, sonst hätte der Sieg noch höher ausfallen können. Aber egal. Gewonnen ist gewonnen. Vor allem beim ersten Spiel gibt's keinen Schönheitspreis zu gewinnen. Unser zweites Spiel am Freitag fiel aus, weil unsere Gegner vom „Gedenkdienst Österreich“ (was für ein Name!) sich nicht trauten. 6 Punkte nach dem ersten Spieltag. Wow!
Nachdem unser Physiotherapeut mit uns durch war, zum Glück niemand zum Dopingtest musste – das Ergebnis hätte ich gerne gesehen – und Sauna und Whirlpool absolviert waren, ging es ab zum Essen und dann nach einer kurzen Siegesfeier mit den Spielerfrauen ab in die klimatisierten Hotelzimmer. So ungefähr zumindest. Sauna und Whirlpool waren eher kalte Duschen, da es abends kein warmes Wasser mehr gab und das mit den Hotelzimmern und den Spielerfrauen habe ich wohl eher geträumt. Na ja, wir sind ja nicht anspruchsvoll.
Nach dem Essen hieß es erst mal Umzug durch Montecchio, damit die Bevölkerung des Ortes mal ein bisschen mehr von der WM mitkriegt und selbst sieht was für nette junge Leute da jedes Jahr ihre Supermärkte leer kaufen. Meine Herren, was für ein Spektakel. Ist eigentlich nicht zu beschreiben, deshalb lasse ich es auch. Für das Konzert mit der italienischen Ska-Punk-Legende „Banda Bassotti“ konnte ich mich auf jeden Fall nur noch mäßig begeistern, weil Pogo nur noch begrenzt Spaß macht, wenn einen eh schon jeder Teil des Körpers schmerzt.
Der 2. Spieltag – the day after...
Dementsprechend war unsere körperliche Verfassung am Samstag. Am Tag zuvor hätten wir gegen die extrem wuseligen und technisch brillanten Kurden und die robusten und eingespielten Dänen vom „FC Aarhus“ vielleicht eine Chance gehabt. Und beim 1:2 gegen Aarhus waren wir in der 2. Halbzeit sogar besser, aber am Ende haben wir verdient verloren, weil die andern einfach besser waren. Tja, das war's dann mit dem Weiterkommen. Sei's drum. Die restliche Abendgestaltung verlief ähnlich wie die am Abend vorher: duschen, essen, Leute treffen, Bier trinken, dopen, sich nicht mehr bewegen können vor Schmerzen. Man merkte dass wir unseren Zenit schon ein paar Jahre überschritten hatten.
Der dramatische Endspurt
Dafür spielten wir am nächsten Tag unser bestes Spiel überhaupt gegen die „Brigate Neroazzurre Atalanta“ aus Bergamo. Blau-schwarze Brigaden... sucht noch jemand 'nen Fanclub-Namen? Eins-null für uns, eins-eins, zwei-eins für die Anderen, zwei-zwei kurz vor Schluss und quasi mit dem Abpfiff drei-zwei für uns. Geiles Spiel. Mit dem 4. Platz reichte es leider nicht zum Weiterkommen, aber unsere Gruppe war auch keine schwache. Richtig schlimm war das auch nicht, vor allem wenn man bedenkt, dass die Armen, die bis ins Finale kamen noch fünf Spiele mehr am Sonntag hatten. Ich glaube ich könnte jetzt noch nicht wieder laufen, wenn ich das gemacht hätte.
Wer am Ende gewonnen hat haben wir nicht mehr mitgekriegt, weil wir größtenteils Montag morgen wieder arbeiten mussten und es dann doch vorzogen am Sonntag noch heimzukommen.
Fazit und Lob
Genial. Irgendwann auf jeden Fall wieder und dann hoffentlich mit einem Reisebus wie die Leipziger und die Schalker. Die tausend kleinen Stories am Rande würden hier zu weit führen. Tausend Dank an die Organisatoren und Grüße an alle, die dabei waren, besonders unsere Gastspieler.
Frank